12. Mai - Tag des Pflegenotstands

Am 12. Mai ist der internationale Tag der Pflegenden, an dem in den vergangenen Jahren der Protest für bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheitsbereich auf die Straße getragen wurde. Wir als Gesundheits-AG der IL Berlin unterstützen die beruflich und privat pflegenden Menschen mit all ihren Forderungen und verlangen:

 

    Wer von Held*innen des Alltags in der Corona Krise spricht, sollte von der unsichtbaren Sorgearbeit von Frauen* in einer Care Krise nicht schweigen.

    #Gesundheitsgerechtigkeit # Health4all

In der aktuellen Corona-Krise zeigt sich, auf welche Arbeit eine Gesellschaft nicht so einfach verzichten kann. Dass die Menschen in diesen #systemrelevanten Berufen schon seit langem unter Lohnbeschneidungen leiden und paradoxerweise im Durchschnitt weniger verdienen, hat mittlerweile auch seine Runde gemacht, genauso das Wissen über die Missstände in der Krankenhauspflege.

Der Verband der häuslichen Betreuung und Pflege schätzt, dass in Deutschland 2020 rund 4,3 Millionen Pflegebedürftge leben. Von diesen werden etwa drei Viertel – rund 3 Million Personen – zu Hause gepflegt, ob durch ambulante Pflegedienste, pflegende Angehörige oder 24-Stunden-Pflegekräfte. Je prekärer und unsichtbarer diese Pflegearbeit ist, desto mehr Frauen* führen sie aus. So ist z.B. der Anteil von Männern* in der Kranken- und Intensivpflege im Krankenhaus deutlich gewachsen, während man unter den meist illegalisierten 24-Stunden Pflegekräften eher vergebens einen Mann* sucht. Diese hundertausenden Frauen*, die meist aus Osteuropa für mehrere Wochen in deutsche Haushalte kommen, kümmern sich rund um die Uhr um Pflegebedürftige und sind daher eine zentrale Säule der Versorgung. Dementsprechend ist der Ruf nach ihnen auch in der Corona-Zeit groß. Die Pflege im Privaten, ob durch Angehörige oder einen 24-Stunden-Dienst, erscheint als die einzige Möglichkeit, die Versorgung aufrecht zu erhalten, wenn volle Pflegeheime und ambulante Dienste, die zwischen den Wohnungen pendeln, eine tödliche Gefahr darstellen.

Diese Pflegetätigkeit wird jedoch nicht als systemrelevante Arbeit beklatscht. Anstatt sie als eine Tätigkeit zu begreifen, von der unsere Gesellschaft grundlegend abhängt und ohne die das Gesundheitssystem gänzlich zusammenbrechen würde, wird sie als weibliche Liebestätigkeit und wertlose Nicht-Arbeit ausgeblendet. Frauen* wird die Fürsorge und Pflege als in ihrem Wesen verankerte Bestimmung zugeordnet und ihre unsichtbare und unbezahlte Sorgearbeit als Selbstverständlichkeit angesehen. Die Bedeutung der meist pflegenden Angehörigen, die häufig selbst über 60 Jahre alt und gesundheitlich vorbelastet sind, ist in der Corona Krise größer denn je. Die Frauen* in den Familien sind einer der größten Pflegedienste und werden mit politischem Desinteresse bestraft.

Diejenigen, die ihre Angehörigen nicht selber versorgen können, beschäftigen wiederum ärmere und entrechtete Frauen*, oft Migrant*innen, in ungeschützten Verhältnissen in Privathaushalten. Für sie soll die Ausgangsbeschränkung nicht gelten, stattdessen sollen sie trotz illegaler Beschäftigung manchmal tagelange Reisen nach Deutschland auf sich nehmen. Die Corona Krise ist eine Care Krise und ihre Held*innen sind Frauen* deren Arbeit im Privaten verborgen bleibt. Während sie oft selbstverständlich erwartet wird, sollte die Gesellschaft ihnen einen systemrelevanten Lohn dafür zahlen.

Deshalb unterstützen wir die Forderungen der Pfleger*innen nach
  •     ausreichend Gesundheitsschutz
  •     angemessener Bezahlung und legal Beschäftigungsverhältnissen
  •     einer verbindlichen Personalbemessung am Bedarf
  •     einer kostendeckende Finanzierung des Gesundheitssystems ohne Profite
  •     einem gleichen und unbürokratischer Zugang für alle
  •     einer Pflege-Vollversicherung und
  •     einem Gesundheitssystem unter demokratischer Kontrolle
und ihre Protestaktionen am 12. Mai, dem Tag der Pflegenden. Mehr Infos findet ihr unter:  https://www.mehr-krankenhauspersonal.de/1