Urban Citizenship-Tag im Arrivati Park

Der am Sonntag, den 9. Juli eröffnete „Arrivati Park“ auf Hamburg-St. Pauli stand am Dienstag vor einer Woche ganz im Zeichen der Ideen von Urban Citizenship und Solidarity City. Dahinter steht die Vorstellung, Alternativen zur Verknüpfung von sozialen und politischen Rechten mit der Staatsbürgerschaft zu finden. Urban Citizenship beinhaltet die Idee, dass alle Bewohner_innen einer Stadt auch als Bürger_innen dieser Stadt mit dem Anspruch auf Rechte aufzufassen sind.

Der Tag begann um 12 Uhr mit einer Pressekonferenz, auf der – analog zur real existierenden New York City ID Card – die Ausgabe einer „Hamburg Urban Citizenship Card“ angekündigt und allen Interessierten ermöglicht wurde. Hamburg wurde kurzerhand zur „Free and Solidarity City Hamburg“ erklärt.

Um 17 Uhr ging es dann unter dem Motto „Urban Citizenship – it´s (not) a game!“ weiter mit einer spielerischen Beschäftigung mit einzelnen Aspekten und Feldern des Themas. Bei fünf Stationen zu Arbeit, Bleiben, Bildung, Gesundheit und Wohnen mussten die Spielteilnehmer_innen unterschiedliche Aufgaben erfüllen und konnten sich nebenbei mit anwesenden Aktivist_innen und Expert_innen austauschen. So hatte etwa am Rande des Arrivati Parks das „Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“ einen Stand aufgebaut. Etliche nahmen das Angebot wahr, den Einbürgerungstest auszufüllen, um an die deutsche Staatsbürgerschaft zu kommen. Wer den Ursprung der aktuellen deutschen Grenzen auf das Jahr 1949 datierte und das Oktoberfest oder den 1. Mai für das Fest im Jahr hält, an dem „Menschen in Deutschland bunte Kostüme und Masken“ tragen, hatte allerdings das Gastrecht verwirkt und durfte sich von den
anwesenden Integrationsbeauftragten, Vertretern des Hazara Kulturvereins, über eine drohende Abschiebung nach Afghanistan informieren.

Eine ähnliche Mischung aus Spiel und Information gab es auch bei den anderen Stationen, etwa auf der Verkehrsinsel am Eingang zur polizeilich deklarierten „blauen Zone“, die im Zeichen der Beschäftigung mit Gesundheit stand und wo sich Anwesende die Zähne putzen lassen durften, bevor sie sich über den Zusammenhang von Gesundheit und sozialer Frage und die medizinische Versorgung von Menschen ohne Papiere informieren konnten. Bei der Station Arbeit gab es Informationen u.a. zu Lampedusa Professions, dem Kampf der Gruppe Lampedusa in Hamburg um Arbeitserlaubnis. Mitmachen konnte man beim „Work hard“-Spiel, bei dem per Glücksrad entschieden wurde, ob man als rechtlose Haushaltshilfe, weißer Facharbeiter oder reicher Erbin ins Spiel startete. Die Station Wohnen fand vor einem Haus statt, in dem die Immobilienfirma Akelius Mieten über 15 Euro/qm verlangt. Eine Vertreterin der Initiative Wohl
oder Übel (http://wohloderuebel.net) informierte über ihr Projekt, aus der benachbarten Gewerbeschule nach deren Auszug 2018 ein
selbstverwaltetes Wohn-, Sozial- und Kulturprojekt zu entwickeln.

Im Anschluss an „Urban Citizenship – it´s (not) a game!“ gab es eine kleine Versammlung, auf der über die Ideen von Urban Citizenship und Solidarity City weiter diskutiert wurde. Dabei wurde auch das bundesweite Netzwerk Solidarity City vorgestellt. Anwesende afghanische Aktivisten machten zudem auf ihren Kampf gegen Abschiebungen nach Afghanistan aufmerksam. Auch wenn für die Mehrheit der Anwesenden im und rund um den Arrivati Park an diesem Abend das „Massencornern“ im Vordergrund stand, war der Tag doch ein erster gelungener Versuch, Konzept und Idee von Urban Citizenship einer städtischen Öffentlichkeit näherzubringen.

 

Mehr Infos zum Arrivati Park findet ihr auf: http://rechtaufstadt.net
und https://www.facebook.com/arrivatipark
Infos zum bundesweiten Solidarity City Netzwerk bald auf:
https://www.solidarity-city.eu
Einen tollen Clip zur Solidarischen Stadt gibt es von metroZones:
https://www.metrozones.info/mz-clip-cosmopolitics-hoch-die-internationale-stadt/