Am 8. März tragen Frauen*, Lesben, Trans*- und Inter*-Personen (FLTI*) ihre täglichen Kämpfe auf die Straße und führen sie zusammen. Und solange Sexismus und patriarchale Verhältnisse weltweit die Realität sind, werden wir damit auch nicht aufhören. Den beschissenen Verhältnissen und dem weltweiten Erstarken reaktionärer antifeministischer Kräfte erwidern wir:
Jeder Tag ist ein feministischer Kampftag!Dass uns die Abschaffung der Geschlechterverhältnisse, des Patriarchats und des Kapitalismus nicht an einem Tag gelingen kann, zeigt die Geschichte. Sie zeigt uns aber auch, dass sich Vehemenz und Radikalität lohnt: Vor hundert Jahren haben sich Frauen* in Deutschland ihr Wahlrecht erkämpft. Dies war ein Meilenstein für die formale Gleichberechtigung. Vor fünfzig Jahren taten sich wieder Frauen* in Gruppen zusammen und erkämpften sich eigene Freiräume, Zugang zu Bildung und Beruf und machten die privaten Verhältnisse zum Politischen. Was damals radikale Forderungen waren und hart erkämpft werden musste, scheint heute für viele selbstverständlich.
Doch trotz all dieser Errungenschaften lässt sich die ungleiche Verteilung von Ressourcen, Macht und Teilhabe auch zwischen den Geschlechtern ausmachen. Trotzdem wird sexistische Gewalt in unserer Mitte hingenommen oder gar legitimiert. Deshalb hört unser Feminimus nicht bei Quoten im Vorstandszimmer und der Ehe für Alle auf.
Wir kämpfen für eine gerechte Aufteilung von Care-Arbeit und eine bedürfnisorientierte, flächendeckende, soziale Infrastruktur für Alle!
Wir kämpfen für das Recht auf Selbstbestimmung in vielerlei Hinsicht – ob es um Schönheitsideale, Schwangerschaftsabbrüche, die Zuordnung zu einem Geschlecht oder sexuelle Orientierung geht.
Wir stellen uns gegen den erstarkenden Antifeminismus, der auf rassistischen Ideologien aufbaut und sich weigert über Geschlechterrollen hinweg zukommen.
All diese Kämpfe gehören zusammen und lassen sich nicht spalten.
feminism unlimited
Wir lassen unseren Feminismus nicht von Rassist*innen instrumentalisieren. Rassismus ist niemals die Antwort auf unsere Fragen.Schon immer standen Rechte und Konservative zwischen uns und dem schönen Leben. Und auch heute ist das nicht anders: Widerlichster Antifeminismus verbindet Neue Rechte, Ultra-Konservative und religiöse Fanatiker*innen weltweit. In ganz Europa stellen sie unsere Errungenschaften in Frage und bedrohen die Leben von FLTI*. Sie verharmlosen den „Herrenwitz“, stehen für die patriarchale Ordnung und ignorieren sexualisierte Gewalt. Nur wenn es um migrantische Täter geht, wollen sie plötzlich die Retter der deutschen, weißen Frau sein?! #NotInOurName!
Wir lassen unseren Feminismus nicht kapitalistisch vereinnahmen. Im Kapitalismus ist die geschlechtliche Rollenverteilung gut verwendbar. Durch die Charaktereigenschaften, die FLTI* angehängt werden (z.B. Häuslichkeit und Emotionalität), wird ihnen die unbezahlte Reproduktionsarbeit zugeteilt. Diese Arbeit in ein prekäres Arbeitsverhältnis zu verschieben, in dem sich meist weibliche, migrantische und häufig illegalisierte Putz- oder Pflegekräfte befinden, ist kein Ausweg daraus.
Ganz im Sinne der Humanressource / kapitalistischen Vewertungsideologie sollen sich jedoch seit einigen Jahrzehnten alle Menschen in der Lohnarbeit nützlich machen – also auch FLTI* und das bei geringerem Lohn. Das Interesse an der Teilhabe von FLTI* am Arbeitsmarkt orientiert sich dabei am wirtschaftlichen Wachstum und nicht an der Emanzipation. Während also FLTI* für Lohnarbeit schlechter bezahlt werden, erhalten sie für die weiterhin zum Großteil von ihnen ausgeführte Reproduktionsarbeit weder Lohn noch Anerkennung.
Homosexualität und die Vielfalt der Geschlechter* werden in dieser Gesellschaft, wenn überhaupt, nur als Ausnahme bestätigende Regel toleriert. Sie brechen mit der heteronormativen Ordnung, dafür erfahren sie Diskriminierung und Gewalt und werden per Gesetz pathologisiert.
Der bürgerliche Staat steht dabei nicht auf der Seite von FLTI*. Er selbst zwingt Menschen in die Zweigeschlechtlichkeit, verbietet Schwangerschaftsabbrüche, hält Frauen*häuser finanziell am Existenzminimum (oder darunter) und überlässt Alleinerziehende der Armut.
smash patriarchy!
Unser Feminismus stellt sich dem gesellschaftlichen Rechtsruck, dem Kapitalismus und dem bürgerlichen Staat entgegen. Die Markierung patriarchaler, konservativer und rechter Institutionen ist unter anderem unser Auftakt in eine kämpferische Woche um den internationalen Frauen*- oder feministischen Kampftag. Wir sind bereit, Grenzen zu überschreiten, so wie es unsere Vorgänger*innen getan haben.
Von den gegenwärtigen Vergewaltigungs- und Morddrohungen gegen Feminist*innen lassen wir uns nicht abhalten, gegen den erstarkenden rechten Diskurs einzutreten.
Wir wissen, dass wir uns dabei in einem weltweiten und solidarischen Zusammenhang befinden und sind mit unseren Herzen bei unseren Freund*innen in Afrin/Kurdistan: Jin, Jiyan, Azadi!