Gewalt an FLINTA*-Personen wird in Deutschland noch immer systematisch verharmlost. Insbesondere Tötungen von Frauen* durch (Ex-)Partner werden oft als Beziehungstat abgetan, statt als das, was sie sind: Feminizide - die Ermordung von Frauen, weil sie Frauen sind.
Feminizide geschehen besonders häufig in privaten Wohnungen, da Frauen oft wenig Möglichkeiten haben, sich gewaltvollen Beziehungen durch einen Wohnungswechsel zu entziehen. Besonders trans Frauen und Frauen mit Kindern sind gefährdet. Die Bundesrepublik macht nichts, um dieses Problem zu lösen. Denn statt tatsächlich an der Prävention von Feminiziden und dem Schutz von Betroffenen patriarchaler Gewalt zu arbeiten, wird patriachale Gewalt entweder kaum beachtet oder Feminizide werden als sogenannte "Ehrenmorde" klassifiziert. Dieser Begriff ist nicht nur rassistisch, sondern bennent Feminizide auch nicht als das was sie sind - Die Spitze des Eisberges patriachaler Gewalt.
Deutschland hält sich selbst nicht an die ratifizierte Istanbul-Konvention. Es fehlen mehr als 14.000 Frauenhausplätze in der Bundesrepublik und Frauenhäuser melden im Durchschnitt an 303 Tagen im Jahr, dass keine Aufnahme möglich sei, da sie voll ausgelastet sind.** Auch die Verweildauer in den Frauenhäusern nimmt stetig zu. Der Wohnungsmarkt macht es insbesondere prekarisierten Frauen nahezu unmöglich, schnell eine eigene, bezahlbare Wohnung zu finden. Der Schutz der von patriarchaler Gewalt Betroffenen gerät so unter die Räder kapitalistischer Gewinninteressen.
Wir fordern deshalb eine queerfeministische Vergesellschaftung von Wohnraum, um Betroffenen von patriarchaler Gewalt umgehend Zugang zu einer eigenen Wohnung und damit einem selbstbestimmten Leben zu gewährleisten. Dass Betroffene keinen Zugang zu Wohnungen bekommen und sich deshalb oftmals weiterhin in Räumen aufhalten müssen, in denen sie Gewalt ausgesetzt sind, zeigt einmal mehr, warum die Verteilung von Wohnraum nicht kapitalistischen Profitinteressen, sondern den tatsächlichen Bedürfnissen von Menschen unterliegen sollte. Die Trennung von Privatem und Politischem dient stets dazu, die strukturelle Systematik patriarchaler Gewalt, die Verteilung von Care-Arbeit und alltäglichen Sexismus zu verschleiern. Dem stellen wir uns gemeinsam entgegen! Feminizide sind kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem. Wie Menschen wohnen und was in den Wohnungen geschieht ist eine gesellschaftliche Frage. Deshalb braucht es eine queerfeministische Vergesellschaftung von Wohnraum: Betroffene von patriarchaler Gewalt und ihre Bedürfnisse müssen in den Mittelpunkt gerückt werden, damit sie selbstbestimmt entscheiden können, wie und wofür ihr Wohnraum genutzt wird.
Darum:
- Für die Vergesellschafftung von Wohnraum!
- Für den wirklichen Schutz von FLINTA*-Personen!
- Für ein selbstbestimmtes und freies Leben!
Kommt zur Kundgebung am 07.03. um 17 Uhr auf dem Rosa-Luxemburg Platz!
*Die kriminalstatistische Auswertung durch das Bundeskriminalamt erfasst keine Feminizide als solche. Lediglich die Tötung von Frauen durch ihre (Ex-)Partner wird im Rahmen der Untersuchungen zu Partnerschaftsgewalt dokumentiert. Dabei werden bei Weitem nicht alle möglichen Formen eines Feminizids erfasst. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn keine Beziehung zum Täter besteht oder bestand, das Tatmotiv jedoch Mysogynie ist. Zudem bildet die Datenerhebung nur ein binäres Geschlechtersystem ab, nicht alle Gewalt an feminisierten Körpern wird so erfasst.
**https://www.frauenhauskoordinierung.de/fileadmin/redakteure/Publikationen/Statistik/2023-11-08__Frauenhausstatistik2022_Langfassung_final_FHK_02.pdf