Stell dir vor, Du lebst in einer Stadt, in der alle Bewohner_innen die gleichen Rechte haben... Die Realität in Hamburg ist eine andere. Vielen Geflüchteten, aber auch Jugendlichen, die in dieser Stadt geboren und aufgewachsen sind, wird das Recht, hier zu bleiben, verweigert. Arbeitsmigrant_innen aus Osteuropa dürfen zwar arbeiten. Doch allzu oft werden sie um ihren Lohn geprellt. Obdachlose erhalten trotz Eiseskälte keinen Zugang zu Wohnraum. Tausende Menschen leben in Hamburg unter unwürdigen Bedingungen. Was ist das für ein Gemeinwesen, in dem die Menschen unterschiedliche soziale und politische Rechte erhalten – abhängig von ihrem Pass oder ihrem Einkommen?
Dabei entspricht die Verknüpfung bürgerlicher Rechte mit der nationalen Zugehörigkeit längst nicht mehr der Lebensrealität in den Städten Europas. Hier trotzen viele Menschen schon lange den staatlichen Behörden und nehmen sich in kleinen und großen Kämpfen ihren Platz in der Stadt – ein prominentes Beispiel sind die Geflüchteten von „Lampedusa in Hamburg“. Im vergangenen Jahr haben tausende Hamburger_innen durch ihre praktische Unterstützung von geflüchteten Menschen gezeigt, dass es ihnen egal ist, welchen Pass Menschen haben. Diese praktische Solidarität jenseits der nationalstaatlichen Logik ist auch nach der mehrmaligen Verschärfungen des Asylrechts und dem beängstigenden Aufwind der politischen Rechten geblieben. Denn all diese Menschen sind ein Teil unserer Stadt. Egal, ob sie in Mümmelmannsberg, Rothenburgsort, Warschau, Asmara, Damaskus, Kabul oder Bukarest geboren sind – sie sind Hamburgerinnen und Hamburger!
Aller gelebten Willkommenskultur zum Trotz entscheidet dennoch am Ende des Tages immer noch der Pass darüber, ob Du Angst haben musst, mit dem nächsten Flieger ins Kriegsgebiet gebracht zu werden. – Wir brauchen deswegen etwas Neues: gleiche Bürgerrechte, für alle Menschen, die sich entschieden haben in Hamburg ihr Glück zu suchen. Nordamerikanische Städte wie New York praktizieren bereits ein Konzept, das Urban Citizenship genannt wird. Urban Citizenship macht darauf aufmerksam, dass das Recht auf Stadt unabhängig von nationalstaatlicher Zugehörigkeit denkbar ist. Alle, die gemeinsam in einer Stadt leben, sollen die gleichen Rechte haben. Urban Citizenship fordert das Recht zu Bleiben, ebenso wie das Recht auf eine Stadtpolitik von unten.
Doch wie kann Urban Citizenship, eine Art Stadtbürger_innenschaft, in Hamburg aussehen? Wir wollen mit unserer Veranstaltungsreihe solche Fragen aufwerfen und mit euch diskutieren. Wie kann eine Stadt für alle aussehen? Über welche Wege kommen wir zu ihr? Ist Urban Citizenship in Hamburg denkbar? Und was können wir aus Erfahrungen anderer Städte lernen?
Di, 31.1., 19 Uhr, Centro Sociale (Sternstraße 2, U Feldstraße)
Was ist Urban Citizenship? Mit Simon Güntner (Stadtforscher an der HAW und Aktivist bei „Stadt des Ankommens“)
Di, 14.2., 19 Uhr, Honigfabrik (Industriestraße 125-131, Wilhelmsburg)
„Alle, die hier sind und noch kommen werden“ – Urban Citizenship am Beispiel Bern und Zürich Mit Sarah Schilliger (Soziologin und Aktivistin bei „Wir alle sind Bern“, in der Allianz gegen Racial Profiling und im Kritnet) und Jonas Aebi (Stadtforscher und Stadtaktiver, Redakteur der Zeitschrift „Widerspruch“)
Di, 21.2., 19 Uhr, Fabrique im Gängeviertel (Valentinskamp 34a, U Gänsemarkt)
„Sanctuary City“, Zufluchtsstadt für Menschen ohne Papiere – von Toronto nach Hamburg? Mit Shermann Khan und Nathan Prier (No One Is Illegal Toronto)
Di, 28.2., 19 Uhr, T-Stube im Pferdestall (Allende-Platz 1, Uni Hamburg)
Migration – Rassismus – Staatsbürgerschaft Mit Serhat Karakayali (Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung)
Di, 14.3., 18 Uhr , GEW-Hamburg (Rothenbaumchaussee 15)
Hamburg für alle! Podiumsdiskussion und Zusammenkunft, mit Initiativen aus den Bereichen Bleiben, Wohnen, Bildung, Arbeit und Gesundheit. Veranstaltet vom Bündnis 'Recht auf Stadt – Never Mind the Papers!'
XXX Hier der ganze Text in englisch/ Here the hole text in English XXX