Die deutsche G20-Präsidentschaft hat sich zum Ziel gesetzt, unsere vernetzte Welt zu gestalten. Seefahrt und Globalisierung, die vielfältigen Themen des diesjährigen Gipfels und die Stadt Hamburg – das alles soll das Logo des Treffens zusammenbringen. Doch die Bundesregierung hat sich verwählt. Laut Bundesregierung wird ein Kreuzknoten dargestellt, der von alters her als „stabile und elastische“ Verbindung bekannt ist. Er wird oft auch Doppelknoten, Reffknoten, Samariterknoten oder Weberknoten genannt.
Die genauere Betrachtung des animierten Logos zeigt aber, dass es sich eigentlich um den Diebesknoten handelt, der auch als „falscher Kreuzknoten“ bezeichnet wird. Weil er nicht haltbar ist und bei Belastung nachgibt, gilt er als Scherzknoten. Viele Seemänner dürften dem Diebesknoten des Nachts mit samt ihrer Hängematte zum Opfer gefallen und unsanft auf den harten Planken erwacht sein.
Abgesehen davon, dass sich die G20 bei der Wahl des Knotens vertan haben, steht auch der Kreuzknoten nicht für das, was versprochen wird. Als Reffknoten, zum Verschnüren von Paketen zum Beispiel, ist er hervorragend geeignet. Als stabile oder sogar stabil-elastische Verbindung sollte er unter keinen Umständen verwendet werden. Das Ashley Book of Knots schreibt über den Kreuzknoten folgendes: „There have probably been more lives lost as a result of using a SQUARE KNOT as a bend (um zwei Seilenden zu verknoten) than from the failure of any other half dozen knots combined.“ Irgendwie passend.
Genau wie beim Logo geht es im Slogan des Treffens auch um Gestaltung: „Eine vernetzte Welt gestalten“. Aber die G20 haben kein Interesse an guter Gestaltung und das nicht nur bei ihrem Logo. Zwischen guter und schlechter Gestaltung gibt es einen gravierenden Unterschied: Schlechte Gestaltung ist Symptombekämpfung. Gute Gestaltung hingegen bedeutet, dass Probleme erkannt, gefunden und verstanden werden. Dann können sie an ihrem Ursprung behandelt oder, anders gesagt, an der Wurzel gepackt werden.
Wenn überhaupt, so bekämpfen die G20 nur Symptome eines viel tiefer liegenden Problems. Klimawandel, Flucht, Ausbeutung und Krieg können wir nur wirksam bekämpfen, wenn wir auch die Ursache des Problems erkennen.
Gute Gestaltung erkennt den globalen Kapitalismus als Problem und wird sich nicht damit zufriedengeben, das Problem weiterhin als Teil der Lösung zu betrachten.
aus: Zeitung der Interventionistischen Linken (→ mehr)
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